Deutliche Kritik der European Waterpark Association an Studie des Berliner Hermann-Rietschel-Instituts: Besucherverhalten in öffentlichen Bädern wurde nicht ausreichend differenziert betrachtet

Mit massiver Kritik an einer Studie zur „Covid-19-Ansteckung über Aerosolpartikel: Vergleichende Bewertung von Innenräumen hinsichtlich des situationsbedingten R-Wertes“ des Hermann-Rietschel-Instituts an der Technischen Universität Berlin, die in den vergangenen Tagen ein großes Medieninteresse gefunden hat, meldet sich die European Waterpark Association e.V. zu Wort.

In dieser Studie bewerten die Verfasser Prof. Dr. Martin Riegel und Anne Hartmann den Anstieg eines Ansteckungsrisikos über Aerosolpartikel bei einer gleichzeitig anwesenden infizierten Person in Schwimmhallen mit dem Faktor 2,3. Dieser liegt auf gleicher Höhe wie etwa bei einem Restaurantbesuch bei 50prozentiger Belegung, obwohl die vorgeschriebenen Lüftungsleistungen (gemessen am Spezifischen Volllast-Zuluftvolumenstrom) in Bädern mit 40 Kubikmetern pro Gast und Stunde doppelt so hoch ist wie in Restaurants. Gemeinsam mit Fitness-Studios weisen die öffentlichen Bäder im Vergleich aller anderen in der Studie untersuchten Räume die mit Abstand höchste Lüftungsleistung auf.

Die European Waterpark Association kritisiert nun, dass die Verfasser der Studie dies nicht ausreichend berücksichtigt und das tatsächliche Besucherverhalten in Bädern falsch eingeschätzt haben. Bei der Bestimmung des Risikowertes seien sie davon ausgegangen, dass in den Schwimmhallen eine sportliche Aktivität stattfinde, die in ihrer Intensität dem Grad einer „schweren körperlichen Tätigkeit“ gleichkomme.

Dies entspreche vielleicht dem Leistungssport, nicht aber dem generellen Gästeverhalten in öffentlichen Bädern, bemängelt der Geschäftsführer der European Waterpark Association e.V., Dr. Klaus Batz. „Aus einer Studie der HTW Chur wissen wir, dass zum Beispiel nur vier bis sieben Prozent der Besucherinnen und Besucher von Freizeitbädern und Thermen den Fokus auf sportlich ambitioniertes Bahnenschwimmen legen, der überwiegende Anteil an Gästen kommt zur Erholung und Gesundheitsvorsorge und zieht – wenn überhaupt – nur ruhige Bahnen“.

Batz befürchtet, dass die mangelnde Differenzierung in der Berliner Studie nun zu einer Fehleinschätzung hinsichtlich des tatsächlich viel geringeren Übertragungsrisikos mit fatalen Auswirkungen auf die Stufenpläne zur Wiederinbetriebnahme öffentlicher Einrichtungen führen könnte: „Dabei ist es gerade unter dem Aspekt der Prophylaxe und der Vermeidung noch größerer gesundheitlicher Kollateralschäden höchste Zeit, unsere Bäder wieder zu öffnen“.

Mit umfassenden und auf wissenschaftlicher Grundlage erstellten und umgesetzten Hygienekonzepten habe man im vergangenen Jahr bewiesen, dass ein sicherer Betrieb möglich ist: „Nichts gegen Bars und Kneipen, mit denen die Bäder zum Beispiel im aktuellen Stufenplan der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung auf eine Stufe gestellt werden, aber mit einer solchen Einschätzung wird der großen Bedeutung der öffentlichen Bäder als Stätte der aktiven und passiven Gesundheitsvorsorge in keiner Weise Rechnung getragen“.